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SLS - Artemis 1
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Nächtlicher Sonnenaufgang

16.11.22, Arthur Sommer

Nachdem wir zur Tribüne zurückgekehrt waren, verfolgten wir mit höchster Aufmerksamkeit die Ereignisse. Sakurako durchforstete Twitter nach Neuigkeiten bezüglich der Startuhrzeit. Das Fenster öffnete sich um 1.04, doch die SLS wurde, wie jemand auf unserer Tribüne sagte, schüchtern und brauchte noch einen Moment.

Team back at the tribune. (copyright: International Space Education Institute)

Bei T -00.10.00 (10 min) stand der Countdown für eine gefühlte Ewigkeit still. Jetzt mussten alle Abteilungen ihr grünes Licht geben. Während alle gespannt den Atem anhielten, wurden vereinzelte Personen der Banana Creek Menge interviewt. Zwischendurch hörte man die ersten "Go"-Mitteilungen. Jetzt wurde mir klar, heute wird Geschichte geschrieben. Es wurde immer spannender, allmählich stiegen die Emotionen und Aufregung in mir.

Endlich war es so weit. Nach einiger Verzögerung wurde der 10 Minuten Countdown fortgesetzt und ganz Banana Creek jubelte. Diese 10 Minuten vergingen wie im Flug. Bei -6 Minuten steht ein Großteil der Beobachter auf. Ich sehe zu Sakurako herüber und sie zu mir. Ich denke, wir konnten einander die Überraschung und tatsächlich auch eine leichte Verwirrung, aber mindestens genauso viel Vorfreude ansehen.

Arthur and the crowd standing up. (copyright: International Space Education Institute)

Mittlerweile holte jeder sein Smartphone aus der Hosentasche. Ich tat es der Menge ähnlich und bereitete die stabilisierte GoPro vor. Nun kribbelte es schon fast überall in mir. Während ich immer noch nicht vollständig realisierte, was wir gleich erleben werden, wechselte mein Blick zwischen der hellen Anzeigetafel und dem düsteren Horizont.

Die Tafel zeigte jetzt die Sicht einer Kamera, die auf die RS-25 Triebwerke der SLS gerichtet war, während die Kommentatoren vom Moment der ersten Funken an, begonnen immer lauter und aufgeregter die letzten 10 Sekunden herunterzuzählen. Wir stiegen von unserer Tribüne lauthals mit ein. 3…2…1… Die Solid Rocket Booster entzündeten sich um 1.48 Uhr und gaben vollen Schub. Auf der Tafel sah man nur noch Feuer. Am Horizont ging wie auf einen Schlag, in tiefster Nacht, die Sonne auf. So hell leuchtete die Feuerspur, die mit der rasant abhebenden Rakete immer länger wurde. Im selben Moment schossen riesige Rauchwolken links und rechts hervor. Während ich versuchte, mit der GoPro so viele Reaktionen von unserer Gruppe einzufangen wie möglich, merkte ich erst, wie stark meine Hände zitterten. Mit feuchten Augen verfolgte ich den Lichtkegel, der inzwischen schon hoch am Himmel stand.

SLS lift-off at 1.48 am from launchpad 39B. (copyright: International Space Education Institute)

Da wir gerade mal 5 km vom Startplatz 39B entfernt standen, dauerte es gerade mal 15 Sekunden, bis wir dieses monströse Meisterwerk hören konnten. Zuerst jedoch sah man, wie sich das bisher glatte Wasser des vor uns befindlichen Teiches aufraute und zu tanzen begann. Als nächstes erreichte mich ein leises Trommel ähnliches Geräusch. Zeitgleich spürte ich einen seichten physischen Rückstoß an mir. Dieser läutete das Orchester der Triebwerke ein. Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber auf jeden Fall nicht das. Ein verdammt lautes Rattern und Rappeln, ein Trommeln und Pauken, ein Krachen und Donner. Eben ein musikalisches Meisterwerk. Es war so ein tiefes Geräusch, das sich in meinem gesamten Körper ausbreitete und mich mein Herz spüren ließ, wie ich es noch nie zuvor fühlte. In diesem Augenblick floss mir doch tatsächlich eine einzelne Freudenträne über die linke Wange. Während wir dort standen und in den erleuchteten Himmel starrten, wollte ich jubeln oder irgendwie anders die Freude aus mir herausschreien, aber ich fühlte mich wie gelähmt. Kein Mucks hat es aus meinem offen stehenden Mund geschafft. Ich war wortwörtlich sprachlos.

SLS lighting up the nightsky and crowd at Banana Creek. (copyright: International Space Education Institute)

Wir standen dort noch für gute 10 Minuten, beobachteten, wie sich die Solid Rocket Booster vom Rest der Rakete trennten und die nächtliche Sonne stetig kleiner und weißer wurde, bis sie schließlich hinter einer dichten grauen Wolkenschicht verschwand und noch weiter von uns weg flog.

Das war es also, DAS Ereignis. Eine emotionale Reise zum Mond. Das ist genau das, worauf wir uns so lange vorbereiteten.

Cosma sammelte mit mir die vorhin von ihr sorgfältig aufgestellten Kameras ein, während Ralf die ersten Reaktionen der anderen Teammitglieder einfing. Die Erwartungen von uns allen wurden mehr als nur übertroffen und wir waren überglücklich, dass es heute nun endlich geklappt hat. Mit den Worten unserer amerikanischen Tribünen Genossen "Third time's the charm" (Aller guten Dinge sind drei) stiegen wir in unseren Bus und verließen gegen 2.20 Uhr Banana Creek.

 Group photo after successful launch. (copyright: International Space Education Institute)

Im Bus brannte wieder das Deckenlicht, was mich dieses Mal jedoch nicht störte, da mich wie aus dem Nichts die Müdigkeit überwältigte. Die roten Heckleuchten der vor uns fahrenden Fahrzeuge verschwammen hypnotisch-kreisend mit der sonst pechschwarzen Umgebung, bis mir schließlich die Augen zufielen. Als ich aufwachte, befanden wir uns bereits auf dem großen Parkplatz, wo unsere Reise begann. Von hier trennten sich leider bereits wieder die Wege unseres Teams. Sakurako fuhr mit Valencia nach Titusville und von dort aus alleine weiter nach Daytona. Wir konnten sie natürlich nicht ohne eine ordentliche Verabschiedung gehen lassen. Eine Stunde danach erreichten wir das Motel 6.

Team saying goodbye to Sakurako. (copyright: International Space Education Institute)

Auch wenn wir es erst gegen 4 Uhr ins Bett geschafft haben, verabredete ich mich mit Cosma nochmals für einen Sonnenaufgang. Dieses Mal ein normaler. Nach mehrmaligem Wecken liefen wir zum Strand und bestaunten einen weiteren schönen Sonnenaufgang. Auch heute fingen die Wolken die ersten Sonnenstrahlen ab. Wir sehen jeden Tag etwas so Ähnliches, aber dennoch ganz besonderes. Nachdem wir nun noch ein weiteres Mal unseren Schlafrhythmus herausforderten, war es wirklich Zeit, schlafen zu gehen.

Ich wachte erst wieder zur Mittagszeit auf, machte mir eine Kleinigkeit zum Frühstück, schrieb ein wenig am Bericht und schlief noch mehr. Gegen 16.30 Uhr teilte uns Valeria mit, dass sie noch heute nach Kalifornien fliegen wird. Ihr Uber-Fahrer sei ebenfalls auf dem Weg. Daraufhin bereiteten wir ein schnelles Abschiedsessen mit Kuchen vor. Eine halbe Stunde später verabschiedeten wir uns bereits herzlich von Valeria. Da waren es nur noch vier.

Am Ende des Tages schrieben wir weiter unsere Erlebnisse nieder und ließen diesen mehr als besonderen Tag noch ein weiteres Mal Revue passieren.

 


Mond zum greifen nah

15.11.2022, Arthur Sommer

Cosma and Arthur infront of the SLS. (copyright: International Space Education Institute)

Heute ist es also so weit. Der große Tag brach mit dem ersten, normalen Sonnenaufgang am nebligen Horizont an. An vielen Stellen sah man den Morgentau. Autofenster, Pflanzen und der Strand waren feucht, fast so, als hätte es zuvor geregnet. Zwar waren schon wieder Wolken zwischen uns und der Sonne, was allmählich zur Gewohnheit wird, dennoch bleibt so ein Sonnenaufgang magisch.

Cosma und Valeria waren noch tief und fest am Schlafen, weshalb ich mit Ralf und Jesco ins Waffle House ging. Heute wird ein besonderer Tag, deswegen gibt es ein besonderes Frühstück. Als wir zurückkamen, begann ich bereits an meinem Bericht zu schreiben. Nach einer Weile wachten die beiden Langschläfer auf und etwa 13 Uhr fanden wir uns im Beachside Hotel wieder. Dort trafen wir die nette Lady namens Lou, mit der wir uns das letzte Mal so gut verstanden haben. Dort blieben wir für knappe vier Stunden, um an dem langen Bericht über die Embry-Riddle Universität zu schreiben.

Als Cosma und ich kurz nach 17 Uhr im Zimmer ankamen, wurde es langsam ernst. Jetzt konzentrierten wir uns nur noch auf den Start. Nach den Vorbereitungen, wie zum Beispiel dem Einpacken der gesamten Kameraausrüstung und dem Anziehen der Team-Outfits, hielt Ralf ein Briefing. Er erläuterte wie alles ablaufen wird. Ich dachte, jetzt wäre ich bereit für das, was heute auf uns zukommt. Allerdings konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Geringsten erahnen, wie wir uns nachher fühlen würden.

Die Sonne war bereits seit einer Weile untergegangen, als wir uns in den SUV setzten. Paradoxerweise lief im Radio eine entspannte, Klassik ähnliche Melodie, die uns auf dem Weg zum Ereignis des Jahrzehnts begleitete. Diesem Song folgte ein Weihnachtslied. Zumindest so lange, bis Ralf endlich den Sender wechselte. An den Straßenrändern sah man noch einige Schäden, die der Sturm Nicole hinterließ. Dadurch gab es weniger Leute und Camper, die den Start von überall her beobachtet hätten. Das fand ich irgendwie schade, denn so fühlte sich der Abend weniger bedeutsam an. Zumindest bis jetzt.

Wesentlich zu zeitig trafen wir auf einem riesigen Parkplatz mit zwei kleinen NASA Fähnchen am Eingang an. Bis jetzt war kaum ein anderes Auto hier. Vielleicht 20 bis 30, was quasi nichts ist. Da wir sicherlich eine gute Stunde vor der Treffzeit ankamen, hatten wir nun sogar noch Spielraum für ein improvisiertes Essen und Präsenz auf den sozialen Medien. 19.30 Uhr trudelten allmählich mehr und mehr Gäste ein, auch Sakurako, die Valencia aus Titusville abholte.

 Valeria and Arthur waiting in the parking lot. (copyright: International Space Education Institute)

Während wir warteten, fuhren hier zweimal leere Busse ab, was uns ordentlich komisch vorkam. Doch nach einer Weile kamen andere Busse, darunter welche mit dem Artemis Logo oder der SLS aufgedruckt. Damit machten wir sofort Fotos und stellten uns an die wachsende Warteschlange an. Eine dreiviertel Stunde später fuhren wir weg. Das Licht im Bus war zwar gedimmt, aber es tat ein wenig in meinen leicht müden Augen weh. Eine weitere dreiviertel Stunde verging, bis wir endlich auf unseren altbekannten Plätzen ankamen. Ich weiß nicht wieso, aber es zog uns wieder zur letzten Tribüne, auf die vorletzten Bankreihen. Es fühlt sich schon fast wie ein Zuhause an. Im selben Moment konnte man wieder ein Feuer am Fuße des Turmes erkennen. Dieses Mal sogar noch größer als zuvor. Im Gegensatz dazu waren die Leute unbesorgt und erfreuten sich eher darüber, noch einmal dieses Schauspiel zu sehen.

The team arriving at our spot on the tribune. (copyright: International Space Education Institute)

21.42 Uhr kam die erste schlechte Nachricht durch die Lautsprecher: Es gibt erneut einen Auslauf des flüssigen Wasserstoffes. Damit war der Abend für mich schon wieder fast gelaufen. Ich dachte, dass NASA aus einer Untersuchung im VAB und den vorherigen Abbruchgründen gelernt und sich besser vorbereitet hätte. Es waren scheinbar Bolzen locker, die es zu reparieren galt. Auf unserem Bildschirm konnten wir die ausgesandte "Red Crew" verfolgen, die dafür eingeteilt wurde. Es gibt ein Problem, das nur mit externer Arbeit gelöst werden kann. Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute oder schlechte Nachricht ist.

 Teamphoto in front of the Countdown board. (copyright: International Space Education Institute)

22.43 Uhr wurden wir alle geschockt. Neben einer normalen Durchsage, hörte man die abgehackte Aussage einer anderen Person: "...probably have to roll back to the VAB…" (müssen wahrscheinlich zurück ins VAB). Ich kann mich ganz klar daran erinnern, wie sich Cosmas Kopf zu mir herüber drehte und sie rief: Was?! Wir warteten angespannt auf eine darauf folgende Antwort, die jedoch nicht kam. Vorerst herrschte eine unangenehme Ruhe.

Um nicht auf den Bänken einzuschlafen, folgten wir Sakurako, Valeria und Valencia ins Saturn V Center. Wir schauten uns vieles an. Von Hologrammen, Ausstellungen alter Raumanzüge und Mondproben bis hin zu Fotos von uns auf einem Mondrover. Um Mitternacht erhielten wir von Ralf die Nachricht, dass alle Lecks erfolgreich verschlossen wurden. Darüber jubelten wir und machten uns langsam auf den Rückweg zur Tribüne. Wir könnten heute wohl doch noch einen Start erleben. 

 
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