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Lieber zwei Startabbrüche als ein Fehlschlag!
Two scrubs is a lot less than a failure
03.09.2022, Cape Canaveral, Ralf Heckel
Fotos Cosmas Tagebuch Rovernauts Startberichte Raumfahrt Concret Werner-Heisenberg-Gymnasium
Die Anspannung ist spürbar, eine Menge Druck lastet auf den Ingenieuren an der Startplattform. Wobei die da gar nicht sitzen. Alles ist verkabelt mit Kameras und Sensoren. Die einzelnen Ingenieursteams sitzen weit weg in sicherer Entfernung und können nur versuchen die eintreffenden Daten zu deuten. Niemand darf sich beim Betanken der größten Rakete der Welt nun hier aufhalten.
Während der Tankvorgang im oberen kleineren Sauerstofftank beginnt, ist es auf dem Flugfeld von Titusville noch dunkel. Wir waten durch hohes taunasses Gras zu dem Bussen. Frühes Licht der eintretenden Dämmerung skizziert die leichte Bewölkung am Himmel. Nur weit im Norden türmt sich ein Schwarz auf aus dem es gelegentlich blitzt. Es folgt die gleiche Prozedur wie schon zum ersten Startversuch. Auch wenn wir hier von aller Verantwortung und Druck befreit sind, fällt das alles schwer. Die Müdigkeit ist unser steter Begleiter, trotz genügend Pausen und Schlaf.
Die Sonne begrüßt uns bereits am Zielpunkt Banana Creek. So richtig will das Einrichten auf der Tribüne nicht gelingen. Alles wird heiß und heißer, dabei strahlt die Sonne erst schräg tiefstehend und dann immer höher herein. Henri von unserem Observatorium in Leipzig meldet erhöhre Aktiviäten mit einer Protuberanz die 1/5 der ganzen Oberfläche einnimmt. Und fast so fühlt es sich schon hier an, nun.
Das Licht blendet und macht einen Blick auf die Rakete schwer. Die ist nur eine dunkle Silhouette. Regenschirme versperren die Sicht, weil sich jeder irgendwie gegen die Strahlen unseres Zentralgestirns schützen will. Meine 2 Tshirts und die lange Hose sind schon nass. Die Kameras überhitzen. Nun beneide ich die Fotografen mit ihren langen Canon-en nicht, die mit Klappsitz und Stativ ihre einmal ausgesuchte Position nicht verlassen können. Denn die ist dann von einem anderen besetzt.
Unser Team flüchtet in den Schatten hinter der Tribüne. Den kleinen Jesco hat es schon erwischt. Er liegt flach auf dem Asphalt vor dem NASA-VIP-Schild – und schläft. Es ist 9 Uhr und noch wird das Saturn V Center nicht geöffnet. Dies würde Abhilfe schaffen, da es klimatisiert und überdacht ist. Also nutzen wir die Zeit und machen ein paar Fotos, holen einen Kaffee und betrachten den neuen „Apollo-Tree-Park“ neben dem Saturn V Center. Dies ist eine sauber angelegte runde Anlage auf denen für jede Apollo-Mission eine Platane gepflanzt wurde. In der Mitte befindet sich ein riesiges buntes Apollo-Logo aus Kunstrasen und etwas seitlich steht ein heroisches Monument mit den 3 Apollo -11-Astronauten von denen nun nur oder immerhin noch einer lebt. Der Rasen ist akkurat beschnitten und weich wie ein dicker Teppich.
Der Sauerstoff-Tankvorgang ist abgeschlossen. Nun beginnt der Wasserstoff, die weit größere Menge. Grafiken mit Füllständen werden auf den riesigen Bildschirmen angezeigt. Regelmäßig werden Kommentare der Kommunikation des Wasserstoff-Teams mit dem Flugleiter durch die Lautsprecher gegeben. „Ja, man hat aus gutem Grund die Hosen voll und will ganz sicher gehen...“ – hätte Prof. von Puttkamer nun gesagt. Wir aber suchen Schutz im Saturn V Center das jetzt geöffnet hat und die Schutz suchenden Massen aufnimmt.
Hier unter dieser Saturn V hat alles angefangen. Hier waren Yvonne und ich vor genau 17 Jahren zum ersten Mal VIP-Gast der NASA und es wurde eine Gala zum Start der „Return to flight“ - Mission veranstaltet. Der damalige NASA Administrator Michael Griffin und der Chef der bemannten Raumfahrt und Astronaut William Ready sprachen bewegende Worte. Alle hatten die Bilder der am Himmel auseinanderbrechenden Columbia vor Augen und schwiegen. Neben uns in der Gruppe standen die Mitglieder einer Familie dessen Vater bei dem Sucheinsatz um Wrackteile der Columbia mit seinem Hubschrauber abstürzte. Inzwischen besuchte ich auch die Eltern der damals ums Leben gekommenen indischen Astronautin Calpana Chawla, in Delhi. Wir sind wegen unseres Engagements inzwischen Ehrenmitglieder der Astronaut Memorial Foundation geworden. Deren Ziel ist es Spaceeducation zu betreiben. Mehr dazu noch später.
Beeindruckend ist die Vorführung des Apollo 8 Startes im ehemaligen Mission Control Zentrum. Das ist 4D-Kino mit vibrierenden Scheiben und wackelndem Fußboden. Jim Lovel moderiert am Bildschirm als alter Mann, während meine 15-jährige Tochter Cosma das 40 Jahre ältere Puttkamer-Buch „Apollo 8“ in der Hand hält, halb durchgelesen. Ob diese Zusammenhänge alle da oben jetzt ankommen? Die Berichte werden es zeigen.
Als wir wieder heraustreten schlägt uns warme Luft wie eine Keule entgegen. Es ist kurz vor 11 Uhr, meine Kameras beschlagen sofort und es wird verkündet, dass das Wasserstoff-Team dem Startleiter den Abbruch empfiehlt. Der aber lässt mit einer Antwort auf sich warten. Zwar leeren sich bereits die Sitzplätze, aber andere bleiben wiederum trotzig sitzen.
Inzwischen steht sie Sonne so hoch, dass die Rakete auch von unserer Seite etwas angestrahlt wird. Also nutze ich die Zeit für letzte Fotos mit Rakete und unseren Schülern. Dabei gelingen die besten Fotos. Doch es kam die Durchsage die kommen musste. Um 11:18 Uhr wurde der Abbruch verkündet. Manche Gesichter sehen nun wieder enttäuscht aus, andere nehmen es gelassen, haben ein dickes Fell.
Nun spult sich wieder alles rückwärts ab und gegen 14 Uhr sitzen wir im Business-Bereich unseres Hotels und schreiben Berichte. Aber eines ist auffällig anders. Noch 2005 lästerte die USA Today bei jeder Startverschiebung mit Karikaturen wie „Gesundheit“. Das alles ist vorbei. Nicht nicht, dass es sowieso keine Tageszeitungen aus Papier mehr in den Hotelrezeptionen gibt, sondern grundsätzlich. Dabei ist unser Hotel schon eines der Besten. Hier residiert die japanische Raumfahrtagentur JAXA mit ihren Mitarbeitern, dem Präsidenten und einem Astronauten.
Nein, Amerika steht geschlossen hinter der heutigen Entscheidung. Orlando-Sentinel-Online zitiert NASA Administrator Bill Nelson: „Lieber zwei Startabbrüche als ein Fehlschlag“.
Im Gegensatz zu diesen Nachrichten hier stehen die internationale Kommentare, von der uns nur höhnische bis lästernde Reaktionen erreichen. Man urteilt über diese größte auf dem Erdboden stehende Rakete die je gebaut wurde wie als müsse man eine Bewertung für einen gerade bei Amazon gekauften und schon wieder kaputten Billigartikel urteilen. Der Austritt aus dieser virtuellen Meinungsblase einer „Masse ohne jede Ahnung“ war der Grund der Einladung der NASA zu diesem Teststart. Dieser hat 5 Versuchsperioden von denen die erste Periode es immerhin im 72-stündigen Countdown bis auf – 40 Minuten bzw. -2 Stunden und 29 Minuten schaffte. Wir wissen es nun besser und unsere Aufgabe besteht darin das auch so in unseren Ländern zu sagen. Immer und immer wieder höre ich dabei vor meinem geistigen Ohr den Prof. Dr. von Puttkamer mahnen und nachvollziehbar erklären warum das nun so ist wie es entschieden wurde.
Feuer, Gebrüll, Startabbruch – und ein traumhafter Sonnenaufgang Endlich neigt sich die Autoschlange dem Ende. Es regnet. Der Einweiser winkt uns auf das Flugfeld des Space Coast Regional Airport von Titusville. Das ist etwas nördlich vom Cape Canavral auf dem Festland. Lange Autoschlangen hüppeln über das Rasenfeld an den zahlreichen Einweisern vorbei bis das Auto steht. Unser Auto ist ein nagelneuer V6 Zylinder Ford 15-Passagier-Bus, den man hier mit dem normalen Autoführerschein fahren darf. Es ist dennoch ein Vieh und träge wie der W50 auf dem ich zum Glück noch fahren lernen durfte. Das alles hat etwas von der ILA in den Anfangsjahen. Es geht also los zu den Bussen. Es ist dunkel, schwülwarm bei 28 Grad und der Rasen des Flugfeldes ist feucht und weich. 2 Teilnehmer schafften die Vor-Registrierung nicht. Sie haben kein Badge und das Herz schlägt bis zum Hals. Nun gibt es kein Zurück mehr. Aber kein Problem. Die Kontrolleure haben noch einen „Last-Minute-Stand“ mit Badges. Erleichterung, gerettet! Die Passagiere in den Bussen werden durchgezählt und dann setzt sich die Kolonne in Bewegung, während eine andere Kolonne leerer Busse bereits wieder mit Eskorte eintrifft. Sehen kann man nur etwas durch die Frontscheibe. Alle anderen Scheiben sind beschlagen, von Außen, durch die Klimaanlage drinnen und die feuchtwarme Luft von Außen. „Taupunktunterschreitung“ sagt der Handwerker dazu und man kann es nicht wegwischen. Also geht es durch die Nacht. Nur schemenhaft passieren wir den Visitor Komplex, die Wache des KSC und die große Montagehalle (VAB), zerkleinert in Wassertropfen. Dann biegt die Buskolonne auf das Saturn V Center ein und wir müssen schon aussteigen. Es hat aufgehört zu regnen. Am Horizont ragt Artemis hell beleuchtet in die Höhe. Sie ist nun faustgroß und nur noch 3 km entfernt im Schwarz der Nacht. Das ist ein majestätischer Anblick! Ein beruhigendes Gefühl macht sich breit. Aus „We are Going“ wird „We are here!“. Alle Anspannung und die Müdigkeit fallen weg. Wir betreten die Tribüne und nehmen Platz. Es bleiben noch über 4 Stunden bis zum Start. Die laue Sommerluft ist sehr angenehm und sehr sauber. Die eintrefenden Besucher verhalten sich leise. Hin und wieder sieht man jemanden auf einer der Aluminium-Bänke schlafen. Unser kleiner Jesco gehört schon dazu. Hubschauber knattern, der Governeur von Florida, Ron DeSantis, trifft ein. VIPs werden eskortiert. Eine große TV-Leinwand schaltet sich rechts von uns gelegentlich mal ein um dann wieder zu verdunkeln. Dieser Moment mit der betankten größten Rakete der Welt vor einem ist klasse. Grillen zirpen in allen Tönen. Auf einmal platzt Raunen und Unruhe in die Stille. „There is a Fire“ (dort ist Feuer)! Alles reckt die Hälse, zückt die Kameras, Gebrüll. Ich hatte gerade mein Stativ mit großem Teleobjektiv fertig installiert, gucke durch. Tatsächlich – eine riesige dunkelrote Flamme züngelt links und direkt seitlich aus dem Startturm. Es ist genau dort wo sich der Wasserstoff- und der Sauerstofftank befinden. Ach du Sch…. ! Die Rakete ist randvoll mit Treibstoff. Das gibt eine größere Explosion als bei Challenger 1986! Und die war schon riesig! Schnell richte ich alle Kameras darauf aus und halte das Stativ fest, damit es in der bald anrollenden Schockwelle nicht umgeworfen wird. Dabei presse ich mich in die Bank um selbst nicht umgeworfen zu werden, als der Kommentator Entwarnung gibt. Es wird weit hinter der Rakete verdampfender Wasserstoff kontrolliert abgefackelt. Dazu gibt es ein Video von der Seite. Es sieht von unserer Position nur so aus, als würde …. Er erklärt auch, dass Wasserstoff eigentlich farblos verbrennt, die Flamme hier aber rötlich erscheint, weil Gase aus der Atmosphäre daran Schuld sind. Aufatmen! Puhh… Der Schreck legt sich langsam, die Digitaluhr mit dem Countdown zählt und es wird wieder ruhiger als abermals ein Raunen rund geht: „Ahhh….., Awesome, Amazing“. Erste Sonnenstrahlen beleuchten dunkelrot die verschiedenen Wolkenschichten am Horizont, während es über uns sternenklar und schwarz ist. Dieses Schauspiel ändert sich nun jede Minute. Es kommen orangene Farbtöne dazu und die Wolken bilden immer neue schwarze Skulpturen. In der Mitte steht, lodert und dampft die neue Mondrakete in selber Farbe – ein atemberaubender Anblick. Es wirkt alles wie ein Kunstwerk und ist doch ein Naturschauspiel. Die Sonne kommt heraus und sofort wird es heiß auf der Stirn. Jetzt kommt eine Durststrecke bei der man einfach die Zähne zusammenbeißen muss. Es hilft nichts, da müssen jetzt alle durch! Es wird gleißend hell und heiß. Nun ist die Rakete auf einem Male schwarz und seht wie ein Scherenschnitt im Gegenlicht, der Feuerball unseres Sonnensysemes ist wenig rechts davon. Ihn könnte diese Rakete auch erreichen, mit Leichtigkeit. Das ist schon ein tolles Gefühl am diesseitigen Pfeiler einer solchen interplanetaren Brücke stehen zu dürfen. Die Schüler und Studenten sind beschäftigt mit Fotos und Interviews. Auch der kleine Jesco will das Ereignis filmen und ich gebe ihm eine Go-pro die er hoch in den Himmel richten soll, dort wo die Rakete hinfliegen soll. Er steht stramm und schaut gebannt auf das gegenüber, eine halbe Stunde lang. Dann hat hat sogar schon bemerkt, dass der Countdown bei 40 Minuten stehen geblieben ist und fragt sich warum. Und tatsächlich, es gibt einen außerplanmäßigen Halt. Der Kommentator erklärt etwas von der fehlenden Kühlung eines Triebwerkes und dass dieses „bleeding“ gerade von Wissenschaftlern mit Daten hochgerechnet wird. Seine Stimmlage ist dabei unverändert als handelt es sich um eine geplante Routine, also nimmt das auch hier niemand wirklich ernst. Aber der Countdown bleibt stehen. Jesco verliert die Geduld an seiner Kamera und läuft weg um einen höheren Standpunkt zu ergattern von dem er die Uhr besser sehen kann. Ich mache noch ein kurzes Video, als dann der eine Satz aus den Leutsprechern kam: Start abgebrochen“. Sofort setzte sich die noch so vergnügte Masse in Bewegung. Alles stand auf und strömte zu den Bussen. Ja, das kennen wir. Und das sollte schnell gehen, keiner weiß welche technischen Probleme es gibt und bevor alles hochgeht will man die Leute in den bereitstehenden Bussen haben. Aber wir kennen auch die nun fragenden Gesichter der Schüler. „Was ist denn jetzt los?“ Der enttäuschte Jesco dessen Traum heute doch nicht in Erfüllung geht und auch eine Gruppe jüngerer Schüler aus Miami vom AIAA konnten es nicht fassen. Nur die Alteingesessenen mit Hut, Stock und ihrem Kameraequipment kraxelten als erste von der hohen Tribüne in die Busse. Die Stimmung im Bus war gedrückt, nur der 66-jährige Lehrer Kenneth aus Washington fotografierte im Bus weiter und erhaschte so die einzigen Sonnenfotos von der Rakete. Der Tag war kaum angebrochen, doch für uns ging er zu Ende. Einchecken ins neue Hotel und dann wurden 30 Stunden ohne Schlaf nachgeholt. Nach dem Aufwachen hieß es: Start am Freitag. Ich wusste nicht einmal welcher Tag heute ist, bei 2 durchwachten Nächten in nur einer Woche und 6 Stunden Zeitverschiebung.
Fotos Cosmas Tagebuch Rovernauts Startberichte Raumfahrt Concret Werner-Heisenberg-Gymnasium Ich war wie viele dem Irrglauben erlegen dass man positiven Einfluss in Russland einfließen lassen kann, so etwas wie ein langsamer Berliner Mauerfall. Seit dem Ausbruch des Krieges musste auch ich feststellen, dass ich irrte. Es waren alle Zeichen da, aber ich wollte sie nicht wahrhaben. Nun sind diese 20 Jahre Spaceeducation mit Russland Geschichte. Despoten und ihre privilegierten Handlanger führen ein Krieg gegen das eigene und benachbarte Volk und nehmen dazu unsere Zukunft in Sippenhaft. Auch meine riesige Freundesliste in Russland hat sich ausgelichtet. Ehemalige Freunde und sogar lieb gewonnene Schülerinnen haben sich verblendet lassen und im Versuch sich zu erklären werden sie selbst zu verbalen und handfesten Tätern. In der Noch-DDR aufgewachsen war die Erfahrung dazu noch da und ich bin mir nach 30 Jahren Mauerfall im Klaren darüber, dass das alte Russland für mich Tabu geworden ist. Das ganze Land hat einen langen und opferreichen Prozess der Aufarbeitung vor sich und ich sehe da wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Dazu haben sich in den letzten 20 Jahren zu viel Aggressionen, Frust und Lügen aufgebaut und die Mächtigen zählen keineswegs zur Moral. Diesen Prozess kann nur das russische Volk allein zum Guten wenden und ich befürchte dass dies sehr lange dauern wird. Lange habe ich die Stabilität und Zuverlässigkeit der russischen Raumfahrt bewundert. Nun aber ist erkennbar, dass sie ein leere Hülle ist, zu steif und zu verwoben mit dem Millitär. Zudem ist seit Koroljow keine wirklich neue Innovation hinzu gekommen. Dagegen hat das neue Mondprogramm der NASA Fahrt aufgenommen. Nach meiner Einschätzung besteht gerade in der multiplen Ausrichtung der NASA auch durch die Förderung privater Startups als Dienstleister eine immense Überlegenheit gegenüber der nun aus Mangel an freiem Arbeiten hoffnungslos veraltenden russischen Systeme. Die Worte des Professor von Puttkamer klingen damit lautstark nach als er mir 2006 sagte: "Wir müssen die Raumfahrt auf viele Beine stellen und das Tagesgeschäft privaten Dienstleistern überlassen. Nur so können wir als NASA das machen was wir tun sollten, den Weltraum erforschen." 20 Jahre also haben Yvonne und ich nun auf genau diese Rückkehr zum Mond hingearbeitet, hunderte von Schülern dafür begeistert wovon viele nun eine solche Laufbahn eingeschlagen haben. Nach 2 Jahren Pandemie gibt es uns noch und darauf kann man stolz sein. Nun also sitze ich wieder im Flieger in Richtung USA. Die erste neue Mondrakete mit dem Namen Artemis 1 soll starten. Wieder sind mehrere Flugzeuge aus vielen Ländern mit dem selben einen Ziel und zahlreichen jungen Menschen unter unserer Leitung unterwegs. Wir werden uns in den nächsten Tagen treffen, Geschichte hautnah miterleben und auch schreiben.
6 Leipziger Jungingenieure als VIP der NASA beim Start der Artemis 1 ganz vorn mit dabei Es ist ein Versprechen, welches der in Leipzig geborene Prof. Dr. von Puttkamer 10 Jahre nach seinem Tod einlöst. Zur Gründung des auch in Leipzig ansässigen Raumfahrtbildungsinstitutes im Jahre 2005 sagte er: „Wenn Ihr dabeibleibt, dann steht Euch der Weltraum offen und ihr seid beim Start zurück zum Mond ganz nah dabei“. Dies war im selben Jahr als der erste Space Shuttle nach der Columbia-Katastrophe wieder abhob und der Professor an den künftigen Langfristprogrammen nebst privater Beteiligung, die nun zum Tragen kommen, arbeitete. Das Ehepaar Yvonne und Ralf Heckel aus Leipzig wurden von ihm ausgewählt und bereits zu diesem ersten Start „Return to Flight“ der „Discovery“ mit den Worten eingeladen: „Lasst mich hier nun nicht hängen. Ihr sitzt neben den Familien der Astronauten in der 1. Reihe“. Es sollten aber 2 Flüge nach Florida und mehrere Startversuche vergehen, bis Discovery endlich abhob. Nun sind 17 Jahre vergangen, in Leipzig steht eine Jungingenieurschule mit samt Umweltcampus mit dem Namen „Puttkamer“, unzählige Male leiteten Yvonne und Ralf internationale Schüler und Studenten durch die Welt der Raumfahrt, bauten 44 NASA-Rover mit jungen Nachwuchsingenieuren und deren Teams erreichten auf Wettbewerben 3 Weltmeistertitel. Leipzig ist unter dem internationalen Raumfahrtnachwuchs zu einer begehrten Adresse geworden. Niemand ist näher dran, zahlreihe Piloten, Raumfahrtingenieure und angehende AstronautInnen begannen hier ihre Laufbahnen. Der Anteil der Mädchen ist sogar höher als der Jungen. Nun steht die nächste riesige Mondrakete mit dem Namen „Artemis 1“ auf dem Startplatz am Cape Canaveral. Sie überragt in ihrer Höhe noch den Leipziger City-Tower. Die Einladung für das Team aus Leipzig kam direkt vom NASA-Hauptquartier und den Arbeitskollegen des Professors von Puttkamer. Eingeladen sind natürlich Yvonne und Ralf, sowie das aktuelle NASA-Roverteam um die 15-jährige erfahrene Pilotin Cosma. Cosma ist Mitglied im Youth Council des US-Generalkonsulates Leipzig. Ihr Team aus 8-17-jährigen jungen Tüftlern repräsentiert neben unserem Land und dem Freistaat Sachsen auch die Jesco von Puttkamer Schule, das Leipziger Humbold Gymnasium, die Werner-Heisenberg-Schule, die Quartiersschule Ihmelsstraße und die 74. Grundschule. Zusätzlich leiten Yvonne und Ralf 20 weitere internationale SchülerInnen und StudentInnen auf diese VIP-Tribüne am Banana Creek. Diese kommen aus den befreundeten Bildunsgeinrichtungen TEC Monterrey Campus Cuernavaca, UNAQ, Mc Kinley high school und TecMantra (USA, Mexico, Indien). Darunter befindet sich auch die angehende Astronautin Jasleen Kaur und die Tesla-Ingenieurin Valeria Vazquez Zafra. Der Banana Creek ist jene Lagune mit der Tribüne die nur 3 Kilometer vom Startplatz entfernt den engsten Beratern und Familienmitgliedern der NASA zur Verfügung steht. Artemis 1 besteht aus der neuen Schwerlast-Rakete SLS (eine Symbiose aus der Apollo-Mondrakete Saturn V und Space Shuttle), sowie der Orion Raumkapsel für 6 Insassen. Sie wird als Testflug zunächst unbemannt um den Mond fliegen, um dann mit 32-facher Schallgeschwindigkeit wieder in die Erdatmosphäre einzutreten. Den Start und den Überflug können Erdbebensensoren auf der ganzen Welt registrieren. Es sind 3 Startfenster vorgesehen, am 29.8., 2.9. und 5.9.2022. Diese Rakete wird die komplizierteste Maschine, welche je vom Erdboden abhebt. Noch ist nicht klar, ob der Computer den Countdown unterbricht. Beim Space Shuttle dauerte der erste Start 2 Jahre. Auch bei Artemis 1 sind 5 weitere Zeiträume zwischen September und Dezember 2022 vorgesehen. Alle Teilnehmer schreiben einen Blog der auf www.spaceeducation.de und deren Facebook-Fanpage täglich erneuert wird. Am 25. August hebt der Flieger mit diesen „transatlantischen Botschaftern der Zukunft“ ab.
Kenneth Lesley, McKinley Highschool Washington DC, USA
Hommage an den deutsch-amerikanischen NASA-Wissenschaftler in Huntsville, AL Gedenktafel wird an Wohnhaus enthüllt – historische Handzeichnungen nach 50 Jahren aufgetaucht Prof. Dr. Jesco von Puttkamer (1933 Leipzig, 2012 Alexandria VA) lebte von 1962-1974 in Huntsville Alabama. Ein Telegramm des Direktors des Marschall Spaceflight Centers, Dr. Wernher von Braun, holte ihn als frischgebackenen Ingenieur in das Dixieland zwischen Baumwollfeldern, Tennessee-River und dem neuen Apollo-Mondprogramm. Damals befand sich das Flugfeld noch nahe des Memorial Pkwy SW und die warme Luft schlug ihm „wie ein nasser Sack entgegen“ (aus seiner Essay: „Watercress & Rockets“). Puttkamer war junger Maschinebau-Ingenieur und Science-Fiction-Autor. Diese Mischung war es, welche im Laufe der Zeit einer der bedeutendsten strategischen Köpfe der NASA aus ihm machte. Täglich reiste er mit seinem Chevrolet Impala Cabrio zwischen dem „Von Braun Hilton“ im MSFC und dem bescheidenen Haus Nr. 1420 auf dem Monte Sano hin und her. „Wenn es mal am Governors Drive Stau gab, dann war das Bier im mexikanischen „EL Palacio“ kalt genug und die Subs der Sub-Villa schmeckten immer wenn die Arbeit bis in die Nacht ging.“ – so Puttkamer später zu seinen internationalen Zöglingen. In den 1960er Jahren arbeitete Puttkamer an der Erhebung von Daten vergleichenden Analysen aktueller geophysikalischer Modelle (survey and comparative analysis of current geophysical models, NASA TN D-5163) und der Wiederverwendbarkeit der 1. Stufe der Saturn V. International populär wurde sein Buch über den Flug von Apollo 11 „Columbia, hier spricht Adler“, welches noch heute die am meisten übersetzte Reisebeschreibung der ersten Mondlandung ist. In dieser Zeit war Puttkamer auf vielen Tagungen unterwegs, um für die Landungen auf dem Mond zu werben, aufzuklären und Visionen für Flüge zum Mars und anderen Planeten verstehbar zu machen. Er zeichnete Poster und Skizzen per Hand und illustrierte Fach- und Populärliteratur. Nach der Abberufung in das NASA-Headquarters nach Washington leitete Puttkamer die Abteilung für strategische Planungen und die Bewerbung der Spaceshuttles. Hierzu lud er die Star Trek Crew zum Rollout ein, installierte Nichelle Nichols (Uhura) als NASA-Botschafterin und beriet Gene Roddenberry beim ersten Kinofilm „Star Trek“ von 1977. Sein Baby in den 1980ern aber die „Raumstation Alpha“, welche als „Internationale Raumstation“ ISS mit multinationaler Kooperation noch heute im Orbit seine Arbeit verrichtet. Puttkamer war ihr erster NASA-Direktor von 1998-2012. Unermüdlich setzte er sich für internationale Zusammenarbeit und vor allem die Jugend ein. Auf seine Initiative hin wurde das NASA-Moonbuggy Race 2007 in Huntsville AL international. Die von ihm geförderten Teams des International Space Education Institutes gehören heute zu den besten des Wettbewerbes mit weiterhin aktuellem Platz 1 auf dem Rennkurs. 2008 wurde Puttkamer zum bedeutendsten Deutsch-Amerikaner der USA ausgezeichnet mit Grußnoten vom US-Präsidenten George W Bush und dem NASA-Administrator Michael Griffin. Puttkamer verstarb bereits vor 10 Jahren am 27.12.2022. Aber sein Andenken ist lebendig durch internationale Schulen die heute seinen Namen tragen, einen Asteroiden mit dem Namen 266725 Vonputtkamer und aktuell durch die von ihm lange unterstützte „Rückkehr zum Mond“ mit dem Start der Artemis 1. Im kommenden Jahr wäre sein 90. Geburtstag. Hierzu sind alle Weggefährten Puttkamers, noch lebende Apollo-Ingenieure und deren interessierten Nachfahren, MSFC-Ingenieure und Wissenschaftler sowie Vertreter des Space Camp und der NASA Human Exploration Roverchallenge eingeladen. Es haben sich bei Aufräumarbeiten auf dem Dachboden des Wohnhauses verschollen geglaubte colorierte Handzeichnungen und Skizzen Puttkamers angefunden. Sie zeigen die Gedankenwelt der NASA vor der ersten bemannten Mondlandung, sowie Ideen zur Erforschung von Mars und Jupiter. Sie stellen einen einzigartigen Vergleich zwischen Vision und Machbarkeit dar, welcher heute aktueller denn je ist. Die Echtheit der Zeichnungen wurde inzwischen durch den Historiker des NASA-Headquarters bestätigt und durch Dr. Alotta Taylor zur Ausstellung auf internationalen Veranstaltungen durch die Teams des Jesco von Puttkamer Campus vorgeschlagen. Sie werden erstmalig im Original am Tag der Enthüllung seiner Gedenktafel in Huntsville Alabama zu sehen sein. Ort: Huntsville Alabama, Monte Sano Blvd SE, 1420 |