Exkursionen - VIP-Tours |
Feuer, Gebrüll, Startabbruch – und ein traumhafter Sonnenaufgang
31.08.2022, Cocoa Beach, Ralf Heckel
Fotos Cosmas Tagebuch Rovernauts Startberichte Raumfahrt Concret Werner-Heisenberg-Gymnasium
Endlich neigt sich die Autoschlange dem Ende. Es regnet. Der Einweiser winkt uns auf das Flugfeld des Space Coast Regional Airport von Titusville. Das ist etwas nördlich vom Cape Canavral auf dem Festland. Lange Autoschlangen hüppeln über das Rasenfeld an den zahlreichen Einweisern vorbei bis das Auto steht. Unser Auto ist ein nagelneuer V6 Zylinder Ford 15-Passagier-Bus, den man hier mit dem normalen Autoführerschein fahren darf. Es ist dennoch ein Vieh und träge wie der W50 auf dem ich zum Glück noch fahren lernen durfte. Das alles hat etwas von der ILA in den Anfangsjahen. Es geht also los zu den Bussen. Es ist dunkel, schwülwarm bei 28 Grad und der Rasen des Flugfeldes ist feucht und weich. 2 Teilnehmer schafften die Vor-Registrierung nicht. Sie haben kein Badge und das Herz schlägt bis zum Hals. Nun gibt es kein Zurück mehr. Aber kein Problem. Die Kontrolleure haben noch einen „Last-Minute-Stand“ mit Badges. Erleichterung, gerettet!
Die Passagiere in den Bussen werden durchgezählt und dann setzt sich die Kolonne in Bewegung, während eine andere Kolonne leerer Busse bereits wieder mit Eskorte eintrifft. Sehen kann man nur etwas durch die Frontscheibe. Alle anderen Scheiben sind beschlagen, von Außen, durch die Klimaanlage drinnen und die feuchtwarme Luft von Außen. „Taupunktunterschreitung“ sagt der Handwerker dazu und man kann es nicht wegwischen. Also geht es durch die Nacht. Nur schemenhaft passieren wir den Visitor Komplex, die Wache des KSC und die große Montagehalle (VAB), zerkleinert in Wassertropfen.
Dann biegt die Buskolonne auf das Saturn V Center ein und wir müssen schon aussteigen. Es hat aufgehört zu regnen. Am Horizont ragt Artemis hell beleuchtet in die Höhe. Sie ist nun faustgroß und nur noch 3 km entfernt im Schwarz der Nacht. Das ist ein majestätischer Anblick! Ein beruhigendes Gefühl macht sich breit. Aus „We are Going“ wird „We are here!“. Alle Anspannung und die Müdigkeit fallen weg. Wir betreten die Tribüne und nehmen Platz. Es bleiben noch über 4 Stunden bis zum Start. Die laue Sommerluft ist sehr angenehm und sehr sauber. Die eintrefenden Besucher verhalten sich leise. Hin und wieder sieht man jemanden auf einer der Aluminium-Bänke schlafen. Unser kleiner Jesco gehört schon dazu.
Hubschauber knattern, der Governeur von Florida, Ron DeSantis, trifft ein. VIPs werden eskortiert. Eine große TV-Leinwand schaltet sich rechts von uns gelegentlich mal ein um dann wieder zu verdunkeln. Dieser Moment mit der betankten größten Rakete der Welt vor einem ist klasse. Grillen zirpen in allen Tönen. Auf einmal platzt Raunen und Unruhe in die Stille.
„There is a Fire“ (dort ist Feuer)! Alles reckt die Hälse, zückt die Kameras, Gebrüll. Ich hatte gerade mein Stativ mit großem Teleobjektiv fertig installiert, gucke durch. Tatsächlich – eine riesige dunkelrote Flamme züngelt links und direkt seitlich aus dem Startturm. Es ist genau dort wo sich der Wasserstoff- und der Sauerstofftank befinden. Ach du Sch…. ! Die Rakete ist randvoll mit Treibstoff. Das gibt eine größere Explosion als bei Challenger 1986! Und die war schon riesig!
Schnell richte ich alle Kameras darauf aus und halte das Stativ fest, damit es in der bald anrollenden Schockwelle nicht umgeworfen wird. Dabei presse ich mich in die Bank um selbst nicht umgeworfen zu werden, als der Kommentator Entwarnung gibt. Es wird weit hinter der Rakete verdampfender Wasserstoff kontrolliert abgefackelt. Dazu gibt es ein Video von der Seite. Es sieht von unserer Position nur so aus, als würde …. Er erklärt auch, dass Wasserstoff eigentlich farblos verbrennt, die Flamme hier aber rötlich erscheint, weil Gase aus der Atmosphäre daran Schuld sind. Aufatmen! Puhh…
Der Schreck legt sich langsam, die Digitaluhr mit dem Countdown zählt und es wird wieder ruhiger als abermals ein Raunen rund geht: „Ahhh….., Awesome, Amazing“. Erste Sonnenstrahlen beleuchten dunkelrot die verschiedenen Wolkenschichten am Horizont, während es über uns sternenklar und schwarz ist. Dieses Schauspiel ändert sich nun jede Minute. Es kommen orangene Farbtöne dazu und die Wolken bilden immer neue schwarze Skulpturen. In der Mitte steht, lodert und dampft die neue Mondrakete in selber Farbe – ein atemberaubender Anblick. Es wirkt alles wie ein Kunstwerk und ist doch ein Naturschauspiel.
Die Sonne kommt heraus und sofort wird es heiß auf der Stirn. Jetzt kommt eine Durststrecke bei der man einfach die Zähne zusammenbeißen muss. Es hilft nichts, da müssen jetzt alle durch! Es wird gleißend hell und heiß. Nun ist die Rakete auf einem Male schwarz und seht wie ein Scherenschnitt im Gegenlicht, der Feuerball unseres Sonnensysemes ist wenig rechts davon. Ihn könnte diese Rakete auch erreichen, mit Leichtigkeit. Das ist schon ein tolles Gefühl am diesseitigen Pfeiler einer solchen interplanetaren Brücke stehen zu dürfen.
Die Schüler und Studenten sind beschäftigt mit Fotos und Interviews. Auch der kleine Jesco will das Ereignis filmen und ich gebe ihm eine Go-pro die er hoch in den Himmel richten soll, dort wo die Rakete hinfliegen soll. Er steht stramm und schaut gebannt auf das gegenüber, eine halbe Stunde lang. Dann hat hat sogar schon bemerkt, dass der Countdown bei 40 Minuten stehen geblieben ist und fragt sich warum.
Und tatsächlich, es gibt einen außerplanmäßigen Halt. Der Kommentator erklärt etwas von der fehlenden Kühlung eines Triebwerkes und dass dieses „bleeding“ gerade von Wissenschaftlern mit Daten hochgerechnet wird. Seine Stimmlage ist dabei unverändert als handelt es sich um eine geplante Routine, also nimmt das auch hier niemand wirklich ernst. Aber der Countdown bleibt stehen. Jesco verliert die Geduld an seiner Kamera und läuft weg um einen höheren Standpunkt zu ergattern von dem er die Uhr besser sehen kann.
Ich mache noch ein kurzes Video, als dann der eine Satz aus den Leutsprechern kam: Start abgebrochen“. Sofort setzte sich die noch so vergnügte Masse in Bewegung. Alles stand auf und strömte zu den Bussen. Ja, das kennen wir. Und das sollte schnell gehen, keiner weiß welche technischen Probleme es gibt und bevor alles hochgeht will man die Leute in den bereitstehenden Bussen haben. Aber wir kennen auch die nun fragenden Gesichter der Schüler. „Was ist denn jetzt los?“ Der enttäuschte Jesco dessen Traum heute doch nicht in Erfüllung geht und auch eine Gruppe jüngerer Schüler aus Miami vom AIAA konnten es nicht fassen. Nur die Alteingesessenen mit Hut, Stock und ihrem Kameraequipment kraxelten als erste von der hohen Tribüne in die Busse.
Die Stimmung im Bus war gedrückt, nur der 66-jährige Lehrer Kenneth aus Washington fotografierte im Bus weiter und erhaschte so die einzigen Sonnenfotos von der Rakete. Der Tag war kaum angebrochen, doch für uns ging er zu Ende. Einchecken ins neue Hotel und dann wurden 30 Stunden ohne Schlaf nachgeholt.
Nach dem Aufwachen hieß es: Start am Freitag. Ich wusste nicht einmal welcher Tag heute ist, bei 2 durchwachten Nächten in nur einer Woche und 6 Stunden Zeitverschiebung.
There are no translations available. Fotos Cosmas Tagebuch Rovernauts Startberichte Raumfahrt Concret Werner-Heisenberg-Gymnasium Ich war wie viele dem Irrglauben erlegen dass man positiven Einfluss in Russland einfließen lassen kann, so etwas wie ein langsamer Berliner Mauerfall. Seit dem Ausbruch des Krieges musste auch ich feststellen, dass ich irrte. Es waren alle Zeichen da, aber ich wollte sie nicht wahrhaben. Nun sind diese 20 Jahre Spaceeducation mit Russland Geschichte. Despoten und ihre privilegierten Handlanger führen ein Krieg gegen das eigene und benachbarte Volk und nehmen dazu unsere Zukunft in Sippenhaft. Auch meine riesige Freundesliste in Russland hat sich ausgelichtet. Ehemalige Freunde und sogar lieb gewonnene Schülerinnen haben sich verblendet lassen und im Versuch sich zu erklären werden sie selbst zu verbalen und handfesten Tätern. In der Noch-DDR aufgewachsen war die Erfahrung dazu noch da und ich bin mir nach 30 Jahren Mauerfall im Klaren darüber, dass das alte Russland für mich Tabu geworden ist. Das ganze Land hat einen langen und opferreichen Prozess der Aufarbeitung vor sich und ich sehe da wenig Hoffnung auf eine schnelle Lösung. Dazu haben sich in den letzten 20 Jahren zu viel Aggressionen, Frust und Lügen aufgebaut und die Mächtigen zählen keineswegs zur Moral. Diesen Prozess kann nur das russische Volk allein zum Guten wenden und ich befürchte dass dies sehr lange dauern wird. Lange habe ich die Stabilität und Zuverlässigkeit der russischen Raumfahrt bewundert. Nun aber ist erkennbar, dass sie ein leere Hülle ist, zu steif und zu verwoben mit dem Millitär. Zudem ist seit Koroljow keine wirklich neue Innovation hinzu gekommen. Dagegen hat das neue Mondprogramm der NASA Fahrt aufgenommen. Nach meiner Einschätzung besteht gerade in der multiplen Ausrichtung der NASA auch durch die Förderung privater Startups als Dienstleister eine immense Überlegenheit gegenüber der nun aus Mangel an freiem Arbeiten hoffnungslos veraltenden russischen Systeme. Die Worte des Professor von Puttkamer klingen damit lautstark nach als er mir 2006 sagte: "Wir müssen die Raumfahrt auf viele Beine stellen und das Tagesgeschäft privaten Dienstleistern überlassen. Nur so können wir als NASA das machen was wir tun sollten, den Weltraum erforschen." 20 Jahre also haben Yvonne und ich nun auf genau diese Rückkehr zum Mond hingearbeitet, hunderte von Schülern dafür begeistert wovon viele nun eine solche Laufbahn eingeschlagen haben. Nach 2 Jahren Pandemie gibt es uns noch und darauf kann man stolz sein. Nun also sitze ich wieder im Flieger in Richtung USA. Die erste neue Mondrakete mit dem Namen Artemis 1 soll starten. Wieder sind mehrere Flugzeuge aus vielen Ländern mit dem selben einen Ziel und zahlreichen jungen Menschen unter unserer Leitung unterwegs. Wir werden uns in den nächsten Tagen treffen, Geschichte hautnah miterleben und auch schreiben.
There are no translations available. 6 Leipziger Jungingenieure als VIP der NASA beim Start der Artemis 1 ganz vorn mit dabei
Nun sind 17 Jahre vergangen, in Leipzig steht eine Jungingenieurschule mit samt Umweltcampus mit dem Namen „Puttkamer“, unzählige Male leiteten Yvonne und Ralf internationale Schüler und Studenten durch die Welt der Raumfahrt, bauten 44 NASA-Rover mit jungen Nachwuchsingenieuren und deren Teams erreichten auf Wettbewerben 3 Weltmeistertitel. Leipzig ist unter dem internationalen Raumfahrtnachwuchs zu einer begehrten Adresse geworden. Niemand ist näher dran, zahlreihe Piloten, Raumfahrtingenieure und angehende AstronautInnen begannen hier ihre Laufbahnen. Der Anteil der Mädchen ist sogar höher als der Jungen.
Zusätzlich leiten Yvonne und Ralf 20 weitere internationale SchülerInnen und StudentInnen auf diese VIP-Tribüne am Banana Creek. Diese kommen aus den befreundeten Bildunsgeinrichtungen TEC Monterrey Campus Cuernavaca, UNAQ, Mc Kinley high school und TecMantra (USA, Mexico, Indien). Darunter befindet sich auch die angehende Astronautin Jasleen Kaur und die Tesla-Ingenieurin Valeria Vazquez Zafra. Der Banana Creek ist jene Lagune mit der Tribüne die nur 3 Kilometer vom Startplatz entfernt den engsten Beratern und Familienmitgliedern der NASA zur Verfügung steht. Artemis 1 besteht aus der neuen Schwerlast-Rakete SLS (eine Symbiose aus der Apollo-Mondrakete Saturn V und Space Shuttle), sowie der Orion Raumkapsel für 6 Insassen. Sie wird als Testflug zunächst unbemannt um den Mond fliegen, um dann mit 32-facher Schallgeschwindigkeit wieder in die Erdatmosphäre einzutreten. Den Start und den Überflug können Erdbebensensoren auf der ganzen Welt registrieren. Es sind 3 Startfenster vorgesehen, am 29.8., 2.9. und 5.9.2022. Diese Rakete wird die komplizierteste Maschine, welche je vom Erdboden abhebt. Noch ist nicht klar, ob der Computer den Countdown unterbricht. Beim Space Shuttle dauerte der erste Start 2 Jahre. Auch bei Artemis 1 sind 5 weitere Zeiträume zwischen September und Dezember 2022 vorgesehen. Alle Teilnehmer schreiben einen Blog der auf www.spaceeducation.de und deren Facebook-Fanpage täglich erneuert wird. Am 25. August hebt der Flieger mit diesen „transatlantischen Botschaftern der Zukunft“ ab.
Kenneth Lesley, McKinley Highschool Washington DC, USA
There are no translations available. Hommage an den deutsch-amerikanischen NASA-Wissenschaftler in Huntsville, AL Gedenktafel wird an Wohnhaus enthüllt – historische Handzeichnungen nach 50 Jahren aufgetaucht Prof. Dr. Jesco von Puttkamer (1933 Leipzig, 2012 Alexandria VA) lebte von 1962-1974 in Huntsville Alabama. Ein Telegramm des Direktors des Marschall Spaceflight Centers, Dr. Wernher von Braun, holte ihn als frischgebackenen Ingenieur in das Dixieland zwischen Baumwollfeldern, Tennessee-River und dem neuen Apollo-Mondprogramm. Damals befand sich das Flugfeld noch nahe des Memorial Pkwy SW und die warme Luft schlug ihm „wie ein nasser Sack entgegen“ (aus seiner Essay: „Watercress & Rockets“).
In den 1960er Jahren arbeitete Puttkamer an der Erhebung von Daten vergleichenden Analysen aktueller geophysikalischer Modelle (survey and comparative analysis of current geophysical models, NASA TN D-5163) und der Wiederverwendbarkeit der 1. Stufe der Saturn V. International populär wurde sein Buch über den Flug von Apollo 11 „Columbia, hier spricht Adler“, welches noch heute die am meisten übersetzte Reisebeschreibung der ersten Mondlandung ist. In dieser Zeit war Puttkamer auf vielen Tagungen unterwegs, um für die Landungen auf dem Mond zu werben, aufzuklären und Visionen für Flüge zum Mars und anderen Planeten verstehbar zu machen. Er zeichnete Poster und Skizzen per Hand und illustrierte Fach- und Populärliteratur.
Puttkamer verstarb bereits vor 10 Jahren am 27.12.2022. Aber sein Andenken ist lebendig durch internationale Schulen die heute seinen Namen tragen, einen Asteroiden mit dem Namen 266725 Vonputtkamer und aktuell durch die von ihm lange unterstützte „Rückkehr zum Mond“ mit dem Start der Artemis 1. Im kommenden Jahr wäre sein 90. Geburtstag. Hierzu sind alle Weggefährten Puttkamers, noch lebende Apollo-Ingenieure und deren interessierten Nachfahren, MSFC-Ingenieure und Wissenschaftler sowie Vertreter des Space Camp und der NASA Human Exploration Roverchallenge eingeladen.
Die Echtheit der Zeichnungen wurde inzwischen durch den Historiker des NASA-Headquarters bestätigt und durch Dr. Alotta Taylor zur Ausstellung auf internationalen Veranstaltungen durch die Teams des Jesco von Puttkamer Campus vorgeschlagen. Sie werden erstmalig im Original am Tag der Enthüllung seiner Gedenktafel in Huntsville Alabama zu sehen sein. Ort: Huntsville Alabama, Monte Sano Blvd SE, 1420
There are no translations available. „Der Schatten zeigt, wie ZEIT entflieht, obwohl die ZEIT man gar nicht sieht.“
Das Besondere an diesem Ziffernstrahl ist, es ist eine Linie. Der Zeigerschatten der Rakete wandert aktuell zur Mittagszeit um 4,6 cm pro Minute. Eine Viertelstunde sind bereits 70 cm. Die Ziffern einer ganzen Stunde stehen 2,80 meter voneinander ab. Ab der Tag-Nach-Gleiche nun wölben sich die Ziffernlinien wöchentlich um den Zeiger, um nach dem Herbst-Äquinotikum eine offene Parabel von der Rakete weg zu beschreiben. So verkürzte sich der Zeigerschatten an nur einem Tag zwischen dem 20. und 21. Mörz bereits um 8 cm.
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